Digitale Tools im Unterricht

Shownotes

Christina Weigel kennt sich bestens aus, wenn es um den Einsatz digitaler Tools im Unterricht geht. Die Lehrerin und Dozentin arbeitet bereits seit mehreren Jahren intensiv mit verschiedenen Anwendungen. Im Gespräch gibt Sie Ideen für unkompliziert einsetzbare Tools und berichtet von eigenen Erfahrungen.

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Dies ist ein Transkript des Podcast „Die Bildungsbanane“. Er wird moderiert von Janina Schubert. Der heutige Gast ist Christina Weigel, Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Das Gespräch dreht sich rund um die Chancen und Herausforderungen von Online-Lehre und gibt Einblick in den Einsatz von digitalen Tools im Unterricht.

[00:00:01 Sprecher]: Die Bildungsbanane. Der Podcast über digitale Barrierefreiheit an Volkshochschulen.

[00:00:10 Janina Schubert]: Christina Weigel arbeitet als Lehrerin und Dozentin. Während der Corona-Pandemie war sie intensiv mit den Chancen und Herausforderungen der Online-Lehre konfrontiert. Im Gespräch berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt tiefe Einblicke in die Verwendung von digitalen Tools im Unterricht.

Vorstellung

[00:00:31 Janina Schubert]: Wir haben heute eine Premiere und zwar die erste Podcastaufnahme in Form eines Zoom-Videoanrufs. Ich freue mich sehr, es stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen und in dem Fall ist es doppelt und dreifach passend. Denn die heutige Gesprächspartnerin durfte ich selber sehr regelmäßig in Form von Online-Unterrichtsszenarien kennenlernen. Ich freue mich sehr, dass Sie da sind, Frau Weigel. Ich würde Sie eigentlich direkt zu Beginn einladen, Ihre drei Hashtags auszubreiten, die Sie sich ausgesucht haben und sich damit vielleicht so ein bisschen vorzustellen.

[00:01:13 Christina Weigel]: Ja, hallo Frau Schubert. Ich freue mich auch sehr, dass wir in diesem Rahmen heute miteinander sprechen und meine drei Hashtags gleich vorweg. Das ist einmal Hashtag Gestalten, Hashtag Offenheit und Hashtag Horizonterweiterung.

[00:01:31 Janina Schubert]: Sehr, sehr spannend. Können Sie dazu sagen, warum Sie sich für diese Hashtags entschieden haben und wie Sie in Verbindung zu Ihnen und Ihrer Arbeit stehen?

[00:01:39 Christina Weigel]: Ja, also Hashtag Gestalten zieht sich, würde ich sagen, so ziemlich durch mein gesamtes Leben, durch meinen gesamten Alltag, weil es letztlich verschiedene Gestaltungsprozesse jeden Tag sind. Der Alltag mit Familie, mit Beruf und Ehrenamt bringt immer wieder die Möglichkeit, aber auch die Herausforderung, dass man einfach viel gestalten muss. Ja, Gestalten bedeutet für mich aber auch, eben selbst tätig zu sein, auch kreativ zu sein, dadurch vielleicht auch den Ausgleich zur doch oft sehr kognitiven Arbeit zwischendurch zu haben.

Genau. Insofern ist es eher ein privater Hashtag, der gleichzeitig aber auch sich bis ins berufliche weiterspannt.

[00:02:28 Janina Schubert]: Das ist ja auch was, was, glaube ich, sehr die Arbeit von unseren Kursleitungen definiert, weil die natürlich einerseits sehr in der Kopfarbeit stecken, aber andererseits ja eigentlich im alltäglichen Leben und Beruf sehr kreativ sein dürfen und auch im Austausch mit den Teilnehmenden in gestalterischer Art tätig sein dürfen.

[00:02:52 Christina Weigel]: Ja, ja, und ich glaube auch, dass das tatsächlich ein Prozess ist, ein lebenslanger Prozess, der aber eben auch durch das Gegenüber immer wieder angeregt wird. Also, ich glaube, Kreativität ist nicht allein in uns selbst, sondern geschieht auch immer in der Interaktion mit anderen Menschen, mit der Umwelt, verschiedensten Einflüssen.

[00:03:13 Janina Schubert]: Und Ihre anderen beiden Hashtags, wie kamen die zustande?

[00:03:16 Christina Weigel]: Die Offenheit ist, glaube ich, ganz wichtig, ein wichtiger Wert auch im Sinne von Offen sein, Toleranz sein. Für das was um mich geschieht, für Menschen, denen ich begegne, auch im schulischen Kontext ist es mir natürlich sehr wichtig, meinen Beitrag zu leisten, dass aus Schülern tolerante Menschen werden, offene Menschen.

Und gleichzeitig braucht es auch immer wieder die Offenheit, offen zu sein für Kooperationen, zum Beispiel andere Leute kennen zu lernen, vielleicht eben auch über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken aus meiner Fachperspektive Religion heraus natürlich auch zu sagen, wie können wir in der Welt als verschiedene Religionsgemeinschaften, als verschiedene Konfessionen miteinander in Dialog treten? Das alles gehört für mich so in diesem Bereich der Offenheit.

[00:04:13 Janina Schubert]: Ist ja auch etwas im Hinblick auf digitale Szenarien, was am Anfang vielleicht ein bisschen schwerfallen kann. Also, da eine Offenheit zu haben, zu sagen, ich kenne mich vielleicht gar nicht aus, das ist vielleicht das erste Mal, dass ich mich in digitaler Welt bewege und dann habe ich vielleicht Themen, die schon eine Offenheit erfordern, aber auch letztendlich Technik oder irgendwelche didaktischen Tools, die im digitalen Raum stattfinden, die mich auch nochmal fordern, dass ich da eine Offenheit habe.

[00:04:47 Christina Weigel]: Ganz genau. Das ist quasi der Übergang zu meinem dritten Hashtag, also die Horizont-Erweiterung, die ja auch eine gewisse Offenheit erfordert. Also, ich glaube, gerade Digitalisierung, die Sie jetzt schon angesprochen haben, ist etwas, was uns alle vor ein paar Jahren vielleicht zum ersten Mal, aber seitdem auch immer wieder herausfordert und aber auch von uns erwartet, da eben den eigenen Horizont zu reflektieren und dann auch eben zu erweitern, um zu schauen, was kann es mir bringen, was kann es anderen bringen?

Welche analogen Prozesse werden zwangsläufig nur noch digitalisiert möglich sein? Also, wo muss ich mich vielleicht auch einfach anpassen, auch innerhalb unserer Gesellschaft, aber eben auch kritisch zu reflektieren? Was macht denn tatsächlich Sinn zu übernehmen und wo ist es auch gut an bewährten, vielleicht an analogen Methoden und so weiter festzuhalten?

[00:05:51 Janina Schubert]: Die Horizont-Erweiterung haben Sie wahrscheinlich auch sehr intensiv erlebt in der Zeit und ich würde das mal direkt als Stichwort nutzen, um so ein bisschen diese Eröffnung vom Anfang aufzulösen, woher wir uns kennen.

Ich habe meinen Master in Bamberg an der Universität gemacht und hatte sie als Dozentin in einem Kurs und bin eine der Studentinnen, die während Corona ihr Studium zu großen Teilen online erlebenden durften oder auch mussten, je nachdem, weil ich glaube, es hat uns sehr vor Herausforderungen gestellt.

Vielleicht können Sie ja mal die Sicht als Dozentin erzählen, was für Herausforderungen hatten Sie in der Zeit? Wie war das überhaupt? Ging das von jetzt auf gleich für Sie dann auch letztendlich los wie bei uns? Und haben Sie da vielleicht auch irgendwelche Lerneffekte, wo Sie sagen, Mensch, das hat mir vielleicht auch geholfen, in dem Fall eine Horizont-Erweiterung zu erleben?

Digitale Lehre ab Frühjahr 2020

[00:06:54 Christina Weigel]: Ja, also für mich ging quasi die Frage nach digitalen Settings los, wie für die meisten wahrscheinlich von uns, während des ersten Corona-Lockdowns, also im Frühjahr 2020.

Ich war dann im Frühjahr oder ab Frühsommer in Elternzeit durch die Geburt unseres zweiten Kindes und habe dann quasi von außen miterlebt, wie sich Schule immer mehr ins Digitale transferiert und war selbst aber nicht betroffen. Erst mal von Onlineunterricht oder Onlinelehre. Im Herbst, also ich hatte quasi ein halbes Jahr Vorsprung, indem ich mich so durch andere Konferenzsituationen bei ZOOM und so weiter ein bisschen eingearbeitet habe.

Nach diesem halben Jahr Vorsprung kam es dann eben wieder zu einem Lehrauftrag an der Uni Bamberg und da habe ich dann zum ersten Mal auch für mich Lernen dürfen und auch müssen, wie nun eben eine recht große Teilnehmer*innenzahl digital gelehrt werden kann. Und das war am Anfang schon aufregend für mich, weil natürlich Teams zum Beispiel anfangs noch anders funktioniert hat als jetzt.

Also es gab wesentlich mehr Barrieren und Hürden sowohl auf meiner Seite als auch bei den Studierenden. Das hat sich zum Beispiel dadurch gezeigt, dass bei vielen schlichtweg eine technische Überforderung da war, ob Ton und Bild zugleich funktionieren können, ob überhaupt 90 Minuten oder gar länger bei Block-Seminaren, die Leitung quasi stabil genug ist, um teilzunehmen.

Und das führte dann natürlich zu verschiedenen Herausforderungen. Also zum Beispiel, wenn man Gruppenräume einrichtet und ein Teilnehmer, eine Teilnehmerin fällt währenddessen eben raus, wie kriege ich die Person dann wieder in ihre entsprechende Gruppe. Das ist manchmal einfach, das kann aber auch kompliziert sein, weil die Gruppen zufällig gewählt werden und so weiter. Also es gab einfach viele Bedingungen, die unter Faktoren, die immer wieder dazu geführt haben, dass sicherlich nicht alle ganz zufrieden waren und auch nicht alle von Anfang bis Ende so teilhaben konnten, wie es schön gewesen wäre.

Ich würde sagen, dass es so dieser technische Bereich, wo es Herausforderungen gab, aber natürlich gab es auch Herausforderungen im Bereich der Kommunikation. Kommunikation ist ja mehr als nur das, was sprachlich gesendet und aufgenommen wird, sondern zur Kommunikation zählen natürlich auch Gestik, Mimik, kleine Zwischengeräusche, kleines Stutzen, Stirnrunzeln und so weiter. Und all das hat mir schon gefehlt, weil natürlich sehr viel Stille stattdessen herrscht. Also die Dozentin sagt was, der Student/die Studentin sagt was und dazwischen ist halt auch ganz viel Pause, ganz viel Stille. Oftmals ist dann auch nur eine schwarze Kachel, mit der man spricht. Und ich glaube, das sind ganz allgemeine Herausforderungen gewesen, die vermutlich ganz viele in diesen digitalen Settings auch so wahrgenommen haben.

Genau. Ich denke, dass es dadurch erforderlich wurde, verschiedene Möglichkeiten zu schaffen, dass ich mich rückversichern kann, ob denn alle Teilnehmenden auch mitbekommen, was ich von ihnen möchte, was jetzt die Aufgaben sind, was die Impulse sind. Und das hat dann eben dazu geführt, dass einfach ganz viele zum Beispiel Arbeitsaufträge reingeschickt wurden, dass ich sicher war, selbst wenn jetzt jemand kurz aus der Leitung war oder nicht zugehört hat oder was auch immer gerade passiert ist, der oder diejenige sieht das irgendwo noch in anderer Form und kann darauf zurückgreifen und kann auf jeden Fall wieder einsteigen an verschiedenen Punkten.

[00:10:48 Janina Schubert]: Find ich einen ganz tollen Tipp, der auch wirklich direkt eigentlich umgesetzt werden kann von Kursleitungen, die online unterrichten, dann zu sagen, ich stelle mein Material wirklich regelmäßig auch rein und hab dadurch natürlich auch direkt verschiedene Beeinträchtigungen abgedeckt.

Also falls ich Menschen habe, die einfach schlecht sehen können oder die sich vorlesen lassen müssen, dann haben die direkt die Unterlagen und das ist sehr, sehr positiv. Ich muss persönlich sagen, ich ziehe mein Hut vor allen Menschen, die online unterrichten, weil ich mittlerweile selber auch schon die Ehre hatte, das mal als Kursleitung erleben zu dürfen. Und genau das, was sie gesagt haben, man ist in der Situation ja auf unterschiedlichste Dinge angewiesen und es muss funktionieren. Und wenn dann die Technik nicht geht und man sieht aber gleichzeitig vielleicht nur ein, zwei Teilnehmende, kann das einen sehr, sehr nervös machen, finde ich und da dann hochwertig didaktisch zu arbeiten und alle mitzunehmen ist eine sehr große Herausforderung.

Haben Sie über diesen Punkt mit immer wieder zum Beispiel Arbeitsaufträge hineinstellen noch weitere Lerneffekte, wo Sie sagen, das machen Sie vielleicht heute anders als am Anfang?

[00:12:05 Christina Weigel]: Im digitalen Setting oder im Analogen?

[00:12:08 Janina Schubert]: Im digitalen.

Tipps für die digitale Lehre

[00:12:11 Christina Weigel]: Ja, also anfangs dachte ich häufig, es ist gut, wenn immer der Überraschungseffekt ist. Das heißt, alles Material kommt auf den Punkt dann in meinen Dateienordner und ist auch vorher gar nicht einsehbar für die Teilnehmenden. Ich glaube, das sehe ich mittlerweile ein bisschen entspannter, denn wenn das Hochladen länger dauert, führt es zu einer Verzögerung oder bei den Teilnehmenden kann es auch einfach länger dauern bis überhaupt alles downloadbar ist. Insofern würde ich sagen, da bin ich jetzt mittlerweile entspannter.

Ich bin auch entspannter damit, nicht immer meinen Bildschirm zu teilen, sondern dann einfach zu sagen, scrollen Sie sich doch selbstständig durch die PowerPoint-Präsentation zum Beispiel, die dann eben schon verfügbar ist. Da einfach zu sagen, wenn manches mich mehrfach gestresst hat, vielleicht dann dazu noch irgendwelche Chat-Anfragen kamen, also all das, was in einem normalen Unterrichtsraum analog nacheinander im besten Fall passiert, das kann digital eben auch immer alles auf den gleichen Moment passieren. Und das erfordert wirklich, finde ich, eine große Auffassungsgabe, aber eben auch eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit.

Und das ist manchmal dann einfach schon so, dass es mich an die Grenzen meines Multitaskings eben gebracht hat. Und da würde ich sagen, bin ich jetzt in manchen Situationen sicherlich ein bisschen entspannter als am Anfang.

[00:12:08 Janina Schubert]: Das ist definitiv auch ein Tipp, den ich gerne in meine Praxis mal übernehmen werde, weil ich auch eigentlich immer gestartet bin mit einem sehr hohen, perfektionistischen Anspruch. Ich muss alles parallel machen. Und dass das einfach vielleicht manchmal auch den Teilnehmenden die Situation entspannter macht, zu sagen, ich habe meine Kamera vielleicht nicht an oder sie haben das Material einfach schon, können sich da selbstständig durchforsten. Das ist ja eigentlich für alle Seiten dann letztendlich positiv.

Ich habe sie eingeladen, weil ich sehr beeindruckt war damals von der Art, wie sie ihren Unterricht aufgebaut haben und die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Podcast wissen das natürlich jetzt nicht. Also sie waren ja damals nicht dabei.

Frau Weigel hat mit unglaublich vielen verschiedenen Tools und Materialien gearbeitet. Und aus der Perspektive von Studierenden in der Corona Zeit war Onlineunterricht sehr herausfordernd, aufgrund des Problems, dass nicht alle die Kacheln auch wirklich mit Video anhaben oder auch das Material eben nicht zur Verfügung stand oder technische Probleme waren oder es einfach sehr, sehr trocken war.

Und diese Arbeit mit ganz verschiedenen Sinneskanälen hat es für mich zumindest unglaublich bereichernd gemacht, auch wenn natürlich trotzdem so dieses Gestik-Mimik-Feld viel, viel eingeschränkter ist. Wie sind sie denn darangegangen? War das Thema digitale Tools schon was, was sie vorher im Unterricht oder in der Didaktik gelernt haben? Oder haben sie da von 0 auf 100 begonnen und sich verschiedene Dinge angeschaut? Weil sie ja schon wirklich sehr, sehr viele verschiedene Anwendungen auch kennen und dann auch genutzt haben.

Digitale Tools im Unterricht

[00:15:37 Christina Weigel]: Ich kannte es aus den Unterrichtssettings erst mal nicht. Also vor allem in der Universität hatte ich vorher keine Tools in meinen Seminaren integriert. Was glaube ich auch daran liegt, dass sich viele wirklich erst in den letzten Jahren eben etabliert haben und auch nicht so viele kostenlose bis, ich sage jetzt mal 2019, 2020 zur Verfügung standen. Also Corona hat das durchaus sehr gefördert, dass einerseits immer mehr Tools aufgetaucht sind und auch eben gut nutzbar für den Unterricht waren, weil sie eben kostenlos sind, weil sich Schüler nicht registrieren müssen. Wenn sie dieses Tool nutzen, dann das ist schon mit das A und O, würde ich sagen. Also dass die Schülerinnen und Schüler oder auch die Studierenden oder generell die Lernenden einfach wenig Barrieren haben, um dieses Tool zu nutzen.

Und natürlich möchte auch ich nicht für jedes Tool zahlen, das ist ja auch klar. Es war letztlich so, dass ich eben in diesem ersten Halbjahr Corona natürlich auch gemerkt habe, wie das so ist, wenn ich selbst in Konferenzen sitze noch dazu oder in irgendwelchen Online-Formaten noch dazu, wenn eben kein Bild, keine bewegten Bilder waren, sondern nur die Kacheln bei allen Teilnehmenden, merkt man schon auch, wie das mit der eigenen Konzentrationskurve so verläuft. Und die ist, ja, man benötigt mehr Pausen, man muss einfach wirklich sich sehr motivieren, um dran zu bleiben. Und das hat für mich dann relativ schnell dazu geführt, dass ich natürlich nach wichtigen, aber auch guten Methoden und Medien suchen musste, die ich dann einbinden kann. Dass sie möglichst viele Sinne auch ansprechen sollen das ist, würde ich sagen, schon ein Grundprinzip, moderne Didaktik, um eben auch der Heterogenität entgegenzukommen, die wir ja trotzdem in jedem Lernsetting haben. Ob in schulischer Bildung, in Erwachsenenbildung, überall haben wir ganz unterschiedliche Individuen und wir müssen einfach gucken, dass wir so viele wie möglich mitnehmen. Und ich glaube, da bieten manche Tools wirklich ganz interessante und auch attraktive Layouts oder eben auch Umgangsformen, damit man damit ganz gut arbeiten kann.

[00:18:03 Janina Schubert]: Ich würde gleich mal konkret zu den Tools noch fragen. Ganz kurz vorab, wie ist es denn jetzt in ihrer Unterrichtspraxis, weil wir an den Volkshochschulen viele Kursleitungen haben, die jetzt auch wieder in Präsenz unterrichten, nicht ausschließlich. Es gibt auch hybride Formate oder eben reine Online-Angebote, aber viel findet in Präsenz statt und das ist ja jetzt nicht unbedingt so, dass ich dann keine digitalen Tools mit einbeziehen kann. Also die Möglichkeit besteht ja und das kann vielleicht auch den Unterricht ja noch mal vielfältiger gestalten. Machen Sie das noch oder haben Sie Ihren Unterricht, wenn er in Präsenz jetzt wieder stattfindet, komplett geändert?

Einsatz von Tools nach der Corona-Pandemie

[00:18:44 Christina Weigel]: Ja, ich verwende nicht mehr so viele Tools wie in der Online-Lehre, aber ich binde sie schon ein. Und ich würde sagen, aus ganz unterschiedlichen Gründen und auch zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Also natürlich sollte jetzt ein Tool, wie jede Methode jedes Medium nicht zum Selbstzweck verwendet werden, sondern der Anlass sollte es sinnstiftend machen, dieses Tool zu verwenden. Und ich sollte auch einen gewissen Mehrwert gegenüber einer Analogenmethode beispielsweise drin sehen.

Ich finde, man kann es auf verschiedenen Ebenen ganz gut einbinden. Man kann zum Beispiel digitale Tools nutzen, damit Schülerergebnisse präsentiert werden. Also dass ich zum Beispiel Padlet oder Flinga solche Online-Pinnwände oder Präsentations-Tools nutze, die dann eben über eine PowerPoint-Präsentation beispielsweise hinausgehen, sondern eben auf einer Wand die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler darstellen, was auch auf ganz attraktive Art und Weise dann eben geschehen kann. Und was natürlich auch dann, wenn ich zum Beispiel eine Tablet-Klasse habe, einfach sofort abgespeichert werden kann. Es muss kein Papier aufgewendet werden, nichts kopiert werden und so weiter. Also es ist dann auch einfach für die Schüler gut verfügbar.

Ich kann aber auch kooperativ arbeiten lassen, indem ich zum Beispiel MindMaps im Team erstellen lasse zu einem bestimmten Thema. Vielleicht auch ein Thema, zu dem schon Vorwissen da ist. Ich glaube, sowas würde sich auch gut im VHS-Kontext hier und da einbinden lassen.

Und auch die sind natürlich im Layout sehr attraktiv, das kann man einfach nicht leugnen. Was dann auch immer noch möglich ist, diesen Reiz der Anonymität ein bisschen zu nutzen, zum Beispiel indem ich eine Meinungserhebung oder eine kurze Umfrage mache, zum Beispiel zum Stunden-Einstieg. Das kann ich auch an der Tafel machen oder mit Wandzeitungen und mir so eine Stimmungslage abrufen zu einem bestimmten Thema. Wenn ich das aber jetzt zum Beispiel mit einem Online-Tool mache, dann traut sich vielleicht auch jeder wirklich das abzustimmen oder anzugeben, was er wirklich denkt und ist nicht dieser Gruppendynamik zum Beispiel unterworfen.

Oder auch natürlich dem Eindruck, dass ich es ja doch vielleicht sehen könnte, wo er sich positioniert oder was er denkt.

Rückmeldungen von Kursteilnehmenden

[00:21:12 Janina Schubert]: Haben Sie Feedback von Ihren Kursteilnehmenden zu Ihrem Unterricht und auch zur Anwendung von den Tools? Also wird das positiv aufgenommen oder ist da vielleicht auch manchmal fehlende Offenheit gegenüber solchen Anwendungen?

[00:21:27 Christina Weigel]: Ich würde sagen, die meisten, also jetzt kann ich vor allem von Schülerinnen und Schülern sprechen, nehmen das dankend an und sind auch interessiert dran.

Es gibt aber durchaus auch ein paar, ja, ich würde sagen geringer der Prozentsatz, der wie auch die Erwachsenen einfach eher kritisch eingestellt ist. Und dann sagt ja, bitte aber nur in einem gewissen Maße. Also ich erlebe das vor allem auch dann, wenn Sie eben sagen, wir arbeiten schon so viel digital, dann muss für die Schülerinnen sich auch wirklich der Sinn erschließen, dass wir jetzt eben noch was Digitales oben draufsetzen.

Ich würde aber sagen, die meisten nehmen das dankend an und es sorgt natürlich für mehr Motivation bei vielen, wenn das eben durch ein Online-Tool geschieht und nicht. Bei einem Analog, bei dem vielleicht noch was geschrieben werden muss und so weiter. Genau.

In der Praxis: Einfacher Einsatz digitaler Tools im Unterricht

In der Praxis: [00:22:23 Janina Schubert]: Sie haben jetzt ja schon einige Tools auch angesprochen, also zum Beispiel Padlet oder Flinga. Gibt es noch weitere, wo Sie konkret sagen können, dass wären Möglichkeiten, die könnte man mal ausprobieren als Kursleitung?

In der Praxis: [00:22:37 Christina Weigel]: Ja, also es gibt ein paar meiner Lieblingstools, die aber dann eher aufwendig sind, würde ich sagen. Also was ich mittlerweile gern mache, gerade um auch Neu-Durchnahmen online zu unterstützen, das sind zum Beispiel Learning Snacks.

In der Praxis: Das funktioniert so, dass man eben verschiedene Informationen zu einem bestimmten Thema per Mausklick quasi sich immer weiter erarbeiten kann. Dazu kommen Rückfragen, dazu kommen Umfragen, man kann Bilder integrieren und so quasi für selbstständiges Lernen nach dem eigenen Tempo, also auch ganz individualisiert, den Schülerinnen und Schülern was bereitstellen, was sie auch später nochmal abrufen können.

In der Praxis: Das nehme ich ganz gern, das erfordert aber auch ein bisschen Zeit. Hat aber tatsächlich den Effekt, dass man auch relativ viel Gehalt durch ein attraktives Tool an die Schülerinnen und Schüler heran bringt und da habe ich bisher auch gute Rückmeldungen bekommen, also das mögen die meisten ganz gern. Was noch eine Spur aufwendiger ist, aber auch wirklich schön, das sind Erklärvideos.

In der Praxis: Es gibt eine Plattform „Simpleshow“, die es auch ermöglicht, durch diesen, ich weiß nicht, dieser Education-Tarif, der quasi kein Tarif ist, dass man eben relativ viele Möglichkeiten hat, kostenlos Erklärvideos zu erstellen mit schönen Bildern, mit einem wirklich einer schön gestalteten Umgebung. Man kann Texte einpflegen, man kann Bilder einpflegen, aber man hat eben auch diese ganzen netten Grafiken, die man da von der Plattform schon nutzen kann.

In der Praxis: Das ist relativ aufwendig, aber ich glaube, es lohnt sich in vielen Fällen, wenn man sich an sowas mal ran wagt. Das würde ich jetzt nicht unbedingt zum Einstieg empfehlen, weil es einfach viel Zeit kostet und man schon auch da ein bisschen Lust draufhaben muss. Was allerdings einfach zur Hand haben ist und auch in kurzer Zeit erstellt werden kann, das sind verschiedene Tools, die man über www.Learning-Apps.org abrufen kann.

In der Praxis: Auf der Homepage kann man sich recht leicht zurechtfinden. Man kann auch verschiedene Apps, die schon vorhanden sind, durchstöbern, vielleicht ist sogar im Bereich der Sprachen oder was eben das eigene Lern- und Lehrgebiet ist, bereits was vorhanden, was man nutzen kann, dann hat man natürlich ganz wenig Arbeit. Das kann man dann einfach per QR-Code mit der Gruppe teilen und jeder kann das in seinem Tempo am Smartphone oder am Tablet an irgendeinem mobilen Endgerät für sich bearbeiten und lösen. Und kann das eben auch immer wieder tun. Also gerade bei Prüfungsvorbereitungen ist das natürlich auch super, wenn man solche Wissensüberprüfungen immer mal wieder nutzen kann.

In der Praxis: Und bei Learning-Apps gibt es zum Beispiel ganz einfache Zuordnungsspiele. Das heißt ordne die passenden Teile zu einem Pärchen zusammen, dann zieht man sich die per Mausklick zusammen, macht das mit allen verfügbaren Teilchen und am Ende prüft man, ob es richtig war oder nicht, ob man vielleicht nochmal nachbessern muss. Das sind letztlich Methoden, die wir auch aus dem Analogen kennen. Zuordnungsspiele sind nichts Neues. Und trotzdem haben wir auch hier wieder die Möglichkeit, dass alle mitgenommen werden. Auch die Kinder und die Jugendlichen und Erwachsenen, die vielleicht etwas länger brauchen, vielleicht sich auch nicht so trauen. Die werden auch einerseits aufgefordert, es trotzdem selbst zu machen und haben aber auch die Möglichkeit es in ihrem Tempo zu machen. Und das ist dann oft schon ein Mehrwert gegenüber der Analogenmethode, würde ich sagen.

In der Praxis: [00:26:29 Janina Schubert]: Ich sehe da auch ganz viel Potenzial. Vor allem spätestens, wenn ich ein hybrides Format habe, dann kann ich natürlich mit den Kursteilnehmenden vor Ort irgendwie auch Analog arbeiten. Aber wenn ich dann direkt so ein Tool verwendet habe, kann ich das den Online-Teilnehmenden per Link zur Verfügung stellen, aber auch live vor Ort nutzen und so vielleicht eine Brücke herstellen, dass da auch eine Beziehungsarbeit letztendlich über Bildschirme hinweg stattfinden kann und der Lernerfolg besonders gesichert sein kann.

In der Praxis: Vielen, vielen Dank. Da war wahnsinnig viel jetzt dabei. Abschließend versuchen wir immer so den Sofort-Einsteiger-Tipp zu geben. Ich habe jetzt gerade rausgehört, Learning-Apps wäre schon so einer Ihrer Favoriten. Wäre das das, wo Sie sagen, wenn jetzt eine Kursleitung sich mal ran wagen möchte, an der Volkshochschule ein digitales Tool zu nutzen, dann vielleicht da mal zu gucken und mit einem einfachen Spiel zu starten?

In der Praxis: [00:27:28 Christina Weigel]: Definitiv. Also das ist wirklich die Plattform, mit der man ganz leicht klarkommt, die einem auch step by step Anleitungen gleich auf der Startpage gibt, sozusagen. Und ja, wie gesagt, man kann das nutzen, was vorhanden ist, falls es passt. Ich finde da nicht immer was, was passt. Aber es ist dann tatsächlich auch kein Hexenwerk, das selbst zu machen. Und ich glaube, so muss man tatsächlich auch einsteigen. Es bringt nichts sich an irgendwelche komplexen Aufgaben und Tools heranzuwagen, die dann einen vielleicht überfordern, die einen frustrieren, wenn es nicht funktioniert. Ich glaube, es ist ganz gut, mit etwas anzufangen. Wenn man auch selbst merkt, da kann ich jetzt selbst wirksam sein oder ich kann auch irgendwann vielleicht mal meine Lerngruppe auffordern, selbst so ein Tool zu basteln oder mit diesem Tool zu arbeiten, eine eigene kleine, ein eigenes kleines Quiz zu erstellen. All das ist eben möglich.

In der Praxis: Und auf Learning Apps hat man, ich glaube, ja, wahrscheinlich 15 verschiedene Möglichkeiten, ad hoc relativ einfach, was auszuwählen von Kreuzworträtsel über Memory, Zuordnungspiele, Zeitstrahlangaben, Puzzle. Also sämtliche nette Spielchen, die man da mit seiner Lerngruppe, glaube ich, ganz sinnvoll dann auch umsetzen kann.

In der Praxis: [00:28:51 Janina Schubert]: Da haben Sie jetzt nochmal einen sehr schönen Impuls gegeben, mit dem ich kann ja auch die Teilnehmern mal selber so eine Learning App erstellen lassen oder mit so einem digitalen Tool mal arbeiten lassen, um so was zu erstellen. Ich glaube, das kann dann an einem späteren Punkt auch super spannend werden für die Kursleitungen und ihre Gruppen jeweils.

In der Praxis: Vielen, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, so viel Input gegeben haben. Und ich bin schon ganz gespannt auf das Feedback aus den Volkshochschulen.

In der Praxis: [00:29:22 Christina Weigel]: Vielen Dank. Für mich war es auch sehr schön, dass wir uns auf diesen Weg mal wieder getroffen haben. Und ja, also ich sage nochmal dazu abschließend, ich bin definitiv keine Expertin für Digitales. Also das ist wirklich alles Learning by Doing und ich stehe für die Fraktion: Es ist kein Hexenwerk.

In der Praxis: Insofern sind das wirklich einfache Tipps aus der Praxis, die auch zeigen sollen, dass man selbst eben kein Experte sein muss und trotzdem das Ganze auch genießen kann, wenn es dann angewendet wird.

In der Praxis: [00:29:57 Janina Schubert]: Und davon können wir ja nur profitieren demnach. Sind Sie da genau richtig gewesen. Herzlichen Dank Ihnen.

In der Praxis: [00:30:04 Christina Weigel]: Ich danke Ihnen Frau Schubert.

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